Unterredung vor der Küste

Unterredung vor der Küste
Jens Kosch + Uwe Gehrke

Tschang hatte einen Burschen erwischt, der sich von Bord schleichen wollte.
Mehrere Hundert Meter von der Küste entfernt? Der war mutig.
Aber nicht mehr, nachdem ihm Tschang vor versammelter Mannschaft fast die Seele aus dem Leib geprügelt hatte. »Und jetzt wirst du mir erklären, warum du verschwinden wolltest, Bastard. Schließlich zahle ich die besten Löhne für Seeräuber in Magira¹.«
»Dort ist meine Heimat.«
Wie oft hatte er das schon gehört. Seit er Shintaiy verlassen hatte, liefen ihm die Leute immer wieder weg, das hatte dazu geführt das er seit einiger Zeit nur noch das einzige Mannschaftsmitglied aus dem entlegenen Inselreich war. »Ich hoffe, du bist keiner von den Blair, dann schwimmst du nämlich in Einzelteilen zum Strand.«
»Nein, meine Familie heißt Umaill. Vor einigen Jahren habe ich meine Sippe verlassen, um mir die Welt anzuschauen. Ich bin auf euer Schiff gegangen, um hier abzumustern.«
»Umaill? Und wirklich kein Blair?«
»Natürlich nicht, ich habe von dieser Milch-Geschichte gehört.«
Tschang dachte nicht gerne an die Geschichte zurück. »Und was hast du in der Welt gesehen?«
»Das wir auch dort nur Fischer werden können oder Seeräuber.«
»Und das willst du den Leuten in deiner Familie erzählen?«
»Ja.«
»Beil dich, Junge. Ein paar Leute könnte ich immer gebrauchen. Wie ist überhaupt dein Name?«
»Bruciu.«
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Jens Kosch + Uwe Gehrke
Rehburg-Loccum/Hannover, Februar 2022

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1: Das ist, freundlich gesagt, »leicht untertrieben«.