Riganna – die Pferdekönigin

Ein paar wenige Worte vorweg: Von 1999 bis 2002 gehörte Riganna zur Galloglachta Nathrach. Sie war eine Coraniaid, die sich in Erainn niedergelassen hatte. Es freut mich sehr, dass ich die stimmungsvolle Beschreibung, die Andrea C. Schäfer geschrieben hatte, auf dieser Seite einstellen darf. Der Beitrag erschien ursprünglich in den Schlangenschriften 57 in Follow 363 (1999).

Rigannas Burg Eachta Teach liegt im Wes Erainns an der Steilküste. Dieser Teil des Landes gehört auch heute noch, im Jahr 57 ndF, zu Erainn. Wahrscheinlich besteht Eachta Teach noch, auch wenn Riganna nicht mehr lebt. Riganna starb während der Ereignisse um das »Blaue Leuchten«, vermutlich um das Jahr 42 ndF …


Riganna – die Pferdekönigin

Riganna war eine Coraniaid – eine der wenigen, die noch in Erainn lebten. Die bittere Niederlage in der Schlacht von Tailteann nahmen bekanntlich die meisten Coraniaid zum Anlass, sich auf Emhain Abhlach zurückzuziehen. Nur Vereinzelte kehrten nach dem Ende der Finsternis zurück.

Riganna, jung und abenteuerlustig, beschloss, in Magira zu bleiben, und baute sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte ihr eigenes kleines und abgeschiedenes Reich auf. Da die Coraniaid als unsterblich gelten, konnte sie sich für alle ihre Vorhaben genügend Zeit nehmen. Sie hatte das raue Land liebgewonnen, so dass sie nach der »Versetzung« nach Emhain Abhlach alles daran setzte, mit dem nächsten Schiff der Coraniaid zurückzukehren. Ihr wahres Alter hat sie jedoch nie jemandem verraten …

Riganna war im ganzen Land für ihre hervorragende Pferde- und Wolfshundezucht bekannt, weswegen sie auch manchmal hinter vorgehaltener Hand die »Pferdekönigin« genannt wurde. Obwohl sie geübt im Umgang mit Schwert, Lanze und Bogen war, hatte sie sich nie am direkten Kriegsgeschehen beteiligt, da dem erainnischen Heer mit den kräftigen und gut ausgebildeten Pferde und Ponys aus der Gegend der Fjorde und Hügel bereits bestens gedient war.

Als Coraniaid gehörte Riganna zur Oberschicht, hatte jedoch kein Interesse an Politik und informierte sich über die Lage im Land lediglich aus »geschäftlichen« Gründen. Wie alle Coraniaid wirkte sie durch ihre grünschimmernde Haut, die spitzen Ohren, den zartgliedrigen Körperbau, die »gestelzte« Ausdrucksweise der Hochsprache, die oft abweisende Haltung und die stechenden grauen Augen auf Menschen fremdartig und arrogant. Dass sie meist Hosen und wenig Schmuck trug, unterschied sie zusätzlich von den meisten Frauen Erainns.

Außer zu den Leuten ihrer kleinen Dorfgemeinschaft hatte Riganna daher kaum Kontakt zu Menschen. Mit einigen wenigen Angehörigen des O Tóthail Nathrach (Mischvolk aus Coraniaid und einer menschlichen agenirischen »Ur-Rasse«) hatte sie jedoch Freundschaft geschlossen, und besuchte diese bei Gelegenheit.

Riganna lebte abgeschieden an einer erainnischen Steilküste im Wes Agenirons. Diese Gegend wird auch Mointálainn genannt (= Land der verzauberten Hügel). Ihre Burg, schlicht »Eachta Teach« (Haus der Pferde) genannt – die man eher als befestigten Gutshof bezeichnen konnte – lag weniger als einen halben Tagesritt vom Meer entfernt und am Rand eines Waldgebietes. Absichtlich hatte sie eine von allen großen Straßen abgelegene, fast menschenleere Gegend für die Siedlung ausgewählt. Die Kriege waren daher nie in ihr kleines Reich gekommen, und nur wenige hatten je gewagt, der Coraniaid Vieh oder Land streitig zu machen. Aufgrund Rigannas kleiner, aber wehrhafter Schar und der großen Hundemeute hatten diese Plünderer und Diebe jedoch keine Freude an ihren Beutezügen.

 

Eachta Teach

Im Wald gab es viel jagdbares Wild, das ein Grundnahrungsmittel der kleinen Gemeinschaft darstellte. Außerdem entsprang im Wald ein Bach, der der Wasserversorgung von Mensch und Tier diente. Obwohl so nah am Meer gelegen, ließ die oft sturmumtoste und zerklüftete Küste keinen Fischfang zu. Bei Ebbe gingen die Bewohner Eachta Teachs manchmal auf die Suche nach Strandgut oder pflückten Muscheln von den Felsen. Wenn die Pferde zum Markt getrieben wurden, war dies unter anderem gleichzeitig die Gelegenheit zum Kauf von Räucherfisch oder anderen seltenen Lebensmitteln.

Rigannas »Dorfgemeinschaft« bestand aus vier Familien, die sich mit ihr zusammen um den Anbau von Getreide und Obst, die Versorgung der Tiere und die sonstige tägliche Arbeit kümmerten.

Riganna hatte manchmal ein »Pflegekind« von guten Freunden. Dieses Kind lebet dann drei Jahre in ihrer Burg und wurde von ihr im Waffenhandwerk und in der Tierzucht unterrichtet. In einer kleinen Hütte unweit des Haupthauses lebte eine »Weise Frau« mit einem hohen Anteil grünen Blutes, die man »Taine« nannte (= Feuer, nach der leuchtenden Farbe ihres Haars). Sie war Rigannas engste Vertraute. Ihre Hauptaufgabe war die Heilkunst an Mensch und Tier, und so hatte sie einen Kräutergarten angelegt und sammelte im Wald alles benötigte für Tränke und Pasten. Da sie aufgrund ihres hohen Coraniaid-Anteils magisch begabt war, führte sie unter anderem zusammen mit der Burgherrin in den Vollmondnächten die Rituale zur Verehrung der Schlange Nathirs durch.

 

Taine

Riganna liebt Lieder und Musik, und in guter Laune singt sie den ganzen Tag vor sich hin. Oft ersinnt sie Verse über die Burgbewohner, einzelne ihr ans Herz gewachsene Tiere oder Erlebnisse. Manchmal ließ sie ihrer Spottlust freien Lauf, und die Betroffenen lachten dann eher gequält. Sie konnte jedoch wie alle Coraniaid schnell beleidigt sein und reagierte dann mit kalter Verachtung oder gar mit ihrem Dolch, der so scharf war wie ihre Zunge!

Man ging ihr dann am besten aus dem Weg. Nachsichtig und voller Geduld war sie lediglich bei der Ausbildung der Hunde und Pferde. Und doch fühlten sie ihre Leute von ihr gut behandelt. Das mag man daran erkannt haben, dass Riganna »Hofstaat« seit vielen Generationen auf der Burg lebte, obwohl niemand zum Bleiben gezwungen war. Manchmal ging jemand weg, weil er oder sie einen anderen Beruf ergreifen wollte oder zum Kriegsdienst einberufen wurde; dennoch sind immer genug Leute für die verschiedenen Aufgaben auf »Eachta Teach« geblieben. Ein besonderes Ereignis im Jahreslauf war es, wenn Barden und Gaukler die abgelegene Burg besuchten. Dann wurde ausgelassen gefeiert, manches Schwein oder Rind mehr geschlachtet, und dem Bier und Met zugesprochen. Riganna feiert gerne, und da die großen Märkte in Erainn immer mit einem Fest verbunden sind, leerte sie mit ihren Begleitern und Freunden so manchen Krug – besonders wenn die Geschäfte gut verlaufen waren.

Eines gab es jedoch, was selbst ihren Getreuen manchmal Unbehagen bereitete. Man sagt, Riganna habe sich mit dem Feenvolk, den Sith, gutgestanden. Es sei das Volk, das bereits vor der ersten Ankunft der Coraniaid in der Alten Welt in Erainn gelebt, und sich nach deren Erscheinen in dessen Hügel zurückgezogen haben soll. Und merkwürdigerweise war Riganna in der Zeit des Sommer- und Winterbeginns immer einige Tage verschwunden! Sie pflegte zu diesen einsamen »Reisen« immer einige besondere Pferde und Hunde mitzunehmen und diese nicht mit zurückzubringen! In dieser Zeit führte Taine den Hof, doch die schwieg eisern – so wie es auch ihre Vorgängerinnen taten.

[Geschrieben von Andrea C. Schäfer im März 1999]