Wo König Arthur schläft – Frederik Hetmann (Besprechung)

  • Wo König Arthur schläft
  • Herausgeber: Frederik Hetmann
  • Gebundene Ausgabe : 210 Seiten
  • ISBN-10 : 3898750310
  • ISBN-13 : 978-3898750318
  • Herausgeber : Königsfurt-Urania Verlag; 2002

Die Märchensammlung »Wo König Arthur schläft« präsentiert sich auf 212 Seiten in einem kompakten, handlichen Leinenbuch mit Lesebändchen. Das sieht nicht nur gut aus, sondern lädt geradezu zum Lesen ein. Diesmal befasst sich Herausgeber Frederik Hetmann mit den keltischen Märchen, greift also über länderspezifische Themenbände hinaus (siehe beispielsweise »Hinter der Schwarzdornhecke«) und bereits literarisch die Länder Irland, Schottland, Wales und die Bretagne, Landschaften also, die von den Kelten besiedelt wurden und in denen sie ihre Spuren hinterließen.

Zu Anfang möchte ich anmerken, dass das ausgiebige Nachwort am besten gleich vor der Lektüre der Märchen gelesen werden sollte. Frederik Hetmann gibt darin nämlich Aufschluss zu Fragen wie »was heißt eigentlich keltisch?«, deren Beantwortung ruhig zuvorderst erfolgen kann. Die Ausführungen sind erhellend und geben einen Einblick in die geschichtlichen Bedingungen, unter denen die Märchen entstanden sind, weshalb ich es als nützlich empfinde, wenn diese vorab gelesen werden.

Das Vorwort gleichwohl, etwas mehr als eine Seite umfassend, stimmt auf die Märchen ein. Dabei hält Frederik Hetmann fest, was ihn an Märchen begeistert und warum sie über alle Zeitläufte und alle literarischen Modernismen hinweg zeitlos aktuell sein sollten. Sie regen nämlich nicht nur die Phantasie an, sondern sie machen auch bekannt mit bis dato vielleicht unerklärlichen Kulturkreisen, reduzieren Unkenntnis von anderen Ländern, machen offener für Eigenarten, die einem in der Welt begegnen. Natürlich machen die Rezeption von Märchen noch lange keinen guten Menschen aus einem Leser, aber sie sind eines der Mosaiksteinchen, die, wie Hetmann richtig schreibt, »das Andere eines fremden Landes, einer anderen Kultur besser verstehen machen.«

Wo König Arthur schläft

Das hört sich mühsam an, wandelt sich aber beim Lesen der Märchen in pures Vergnügen um. Zu jedem der genannten Länder werden uns bis zu sechs Märchentexte angeboten, die exemplarisch stehen und die Frederik Hetmann besonders gefielen (wie er im Nachwort zugibt, aber ich überlasse mich gerne seinem Geschmack). Deshalb begegnen wir neben der titelgebende Geschichte weiteren Märchen um das »Wünschegold« und die »blaue Mütze« oder »Bils«, den schlauen Dieb. Allen Märchen gemeinsam ist, dass sie eine große Lebendigkeit ausstrahlen, mitnichten antiquiert oder angestaubt klingen und in – ein wenig übertrieben – jeder Zeile das ausstrahlen, wofür die keltische Kultur heutzutage leider an jeder esoterischen Ecke herhalten muss: Weisheit. Die Klugheit des Alters vielleicht, die in den von Generation zu Generation weitergetragenen Märchen transportiert wird und in unserer aufgeregten Zeit genau das unterstützt, was uns wieder kostbar erscheint: das Innehalten und Überdenken, das Ausruhen und die Beschäftigung mit Dingen, die es uns wert sind, ohne in atemlose Eile zu verfallen.

Frederik Hetmanns Auswahl an Märchen ist überaus gelungen, sie wurden von ihm selbst sehr ansprechend übersetzt und sind spannend und … na ja, vielleicht sogar ein wenig lehrreich. Ein Buch wie »Wo König Arthur schläft« ist für mich genau die Art von Lektüre, von der ich mich gerne trenne – indem ich sie als Geschenk weiterreiche.


[Meine Buchbesprechung erschien ursprünglich vor rund fünfzehn Jahren im Onlineportal X-Zine. Diese Ausgabe ist nur noch antiquarisch erhältlich. Mittlerweile erschien jedoch eine  Neuausgabe als E-Book im selben Verlag.]